Nähwerkzeug

Das Gösser Ornat beinhaltet mehrere kirchliche Gewänder, die eine liturgische Einheit bilden. Das Ornat wurde im ausgehenden Hochmittelalter im Stift Göß in der Steiermark in Österreich hergestellt.
Zum Ornat gehören verschiedene Gewänder, wie Pluviale, Casula, Dalmatika, Tunicella und ein Antependium, die sich heute im Museum für Angewandte Kunst in Wien befinden. Eine weitere Stola befindet sich im Schnütgenmuseum in Köln, sowie diverse Kleinteile im Victoria & Albertmuseum in London.
Die Stickereien der Gewänder wurden in Seide auf Leinengrund gearbeitet und beinhalten figürliche, tierische und auch grafische Darstellungen. Laut einer Inschrift auf dem Ornat wurde selbiges unter Leitung der Äbtissin Kunigunde von ihren Nonnen geschaffen. Die Äbtissin Kunigunde leitete das Stift in den Jahren von 1239 bis 1269. Das fast vollständig erhaltene Ornat ist das einzige so komplett erhaltene Ornat dieser Zeit.
Ob lediglich die Ausführung der Stickarbeiten oder auch die Gestaltung, d.h. auch die Vorzeichnungen, im Stift entstanden sind, ist nicht geklärt. Einige Hinweise in der Fertigung lassen darauf schließen, dass die Nonnen nicht für die Vorzeichnungen in Frage kommen. Durch die teilweise stark ausgefallenen Stellen, lassen sich teilweise die Vorzeichnungen direkt auf dem Leinengrund erkennen. Dadurch erhält man einen guten Einblick in das Herangehen an solch eine textile Arbeit und in die Arbeitsweise der Nonnen, die diese Arbeiten ausgeführt haben.
Der gute Erhaltungszustand des Ornates und seiner Stickereien ist darauf zurückzuführen, dass es wahrscheinlich nur zum Gedenktag der Stifterin des Stiftes Göss Adala getragen wurde. Leider wurden die einzelnen Gewandstücke im Barock restauriert und in der Form der damaligen Mode angepasst. Nichts desto trotz sind die erhaltenen Stickereien immer noch ein meisterliches Beispiel für hochmittelalterliche, textile Klosterarbeiten.
Die Stickereien des Gösser Ornates wurden jeweils mit Seide auf Leinengrund gearbeitet. Hierbei finden unterschiedliche Stickstiche Anwendung, es finden sich Flach-, Gobelin-, Zopf- und Hexenstich in den Stickereien. Stellenweise ist die Seide stark ausgefallen, trotzdem können die Muster vielfach noch gut rekonstruiert werden.
Die farbliche Gestaltung des Gösser Ornates ist auffallend farbig und ebenso ist die Erhaltung der Farben in sehr gutem Zustand. Es finden sich blau, rot, grün, ocker, goldgelb, schwarz und weiß, teilweise liegen die Farben in unterschiedlichen Farbtönen vor. So kann man zwei verschieden Arten von Blau erkennen, wie auch mehrere Arten von Rot.
Die bildliche Gestaltung des Ornates weist Parallelen zu Buchmalereien der Zeit aus dem Salzburger Raum auf. Wohingegen sich die tierischen Darstellungen an heraldischen Tierdarstellungen orientieren und auch Bezüge zu den damals beliebten Bestiarien aufweisen. Die geometrischen Muster, die sich vielfach aus Rhomben- sowie Mäandermuster zusammensetzen, finden sich in ihrer Art vielfach auch in anderen Textilarbeiten dieser Zeit, sowie in Bekleidungsdarstellungen der Buchmalerei. Eine Nachfolge der Muster aus chinesischen Textilien ist nicht wahrscheinlich, da die Herstellung solcher Muster durch einfache Bindungseffekte erzielt werden können. Gerade diese grafischen Muster fanden und finden sich bis in die Neuzeit in der Volkskunst.
Wenn man bedenkt wie viel Zeit die Stickarbeiten des Almosenbeutels in Anspruch genommen hat, dann war der Aufwand ein ganzes Ornat mit mehreren Quadratmetern zu bestickender Fläche immens und hat mit Sicherheit mehrere Jahre in Anspruch genommen.

1000 Jahre Babenberger in Österreich. Katalog der Niederösterreichischen Jubiläumsausstellung 1976
Die Zeit der Staufer. Katalog der Ausstellung; Stuttgart 1977.

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